80 Jahre Tötungsanstalt Pirna

Zum inzwischen 80. Mal jährt sich eines der dunkelsten Kapitel der Pirnaer Stadtgeschichte. Am 28.06.1940 nahm die Tötungsanstalt im Schloss Sonnenstein ihre „Arbeit“ auf. Innerhalb von 2 Jahren wurden in unserer Stadt 14.751 Menschen von den Nationalsozialisten ermordet. Die zentral koordinierte „Aktion T4“ sorgte für Vernichtung von sogenannten „Unwerten Leben“ und „Ballastexistenzen“. Dabei handelt es sich um 13.720 vorwiegend psychisch Kranke und geistig behinderte Menschen. Des Weiteren wurden im Sommer 1941 über 1.000 Häftlinge aus Konzentrationslagern zur „Sonderbehandlung“ nach Pirna überführt und ebenfalls grausam ermordet.

Verbrechen in der Tötungsanstalt Pirna

Diese besonders schutzbedürftigen Menschen wurden in 20er- bis 30er-Gruppen in einer Gaskammer, welche als Duschraum eingerichtet war, mit Kohlenmonoxid vergiftet. Anschließend wurden die Leichen im eigens eingerichteten Krematorium verbrannt und auf der Anstaltsdeponie sowie hinter dem Haus im Wald verkappt.

In der Stadt finden sich heute Gedenktafeln, welche auf die Verbrechen der Nationalsozialisten aufmerksam machen. Auch eine Gedenkspur aus bunten Kreuzen führt quer durch die Stadt. Dabei symbolisiert jedes Kreuz einem Mord in der Tötungsanstalt.

Eine der Gedenktafeln (nahe der Marienkirche), die in Pirna auf die Nazi-Verbrechen hinweisen.
Eine der Gedenktafeln (nahe der Marienkirche), die in Pirna auf die Nazi-Verbrechen hinweisen.

Die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein bietet eine Dauerausstellung und tägliche Führungen an.

Keine Aufarbeitung während der DDR-Zeit

Das DDR-Regime hat das Unrecht und den Massenmord nie aufgearbeitet. Erst nach seinem Ende und mit dem Engagement von Bürger*Innen und Angehörigen der Ermordeten konnte im Juni 2000 die Gedenkstätte am historischen Ort eingeweiht werden.

Die Gedenkstätte auf dem Pirnaer Sonnenstein zeigt eindrückliches das Grauen, das vor 80 Jahren seinen Anfang nahm. Informationen zu Besichtigungen und Führungen finden Sie auf der verlinkten Webseite.
Die Gedenkstätte auf dem Pirnaer Sonnenstein zeigt eindrückliches das Grauen, das vor 80 Jahren seinen Anfang nahm. Informationen zu Besichtigungen und Führungen finden Sie auf der verlinkten Webseite.

Und so wie in den Jahren der DDR, scheint auch heute wieder ein teilweise bewusstes Vergessen und Verdrängen eingesetzt zu haben. Wie sonst lässt sich erklären, dass nachweisliche Rechtsextremisten wieder in deutsche Parlamente gewählt werden und Menschen in diesem Land „ABSAUFEN!“ skandieren. Es sind dieselben Motive, welche Millionen Menschen das Leben kosteten, die auch heute wieder für Angst und Gewalt sorgen.

Geschichte darf sich nicht wiederholen

Die meisten von uns kennen die Gräuel aus Krieg und Massenmord nur aus den Geschichtsbüchern. Die Geschichte hat es an sich, dass nur Artefakte, Fragmente und Fetzen überdauern. Ein komplettes Bild des ganzen Ausmaßes, die Motivation der einzelnen Täter, der Schmerz der Opfer und die Verdrängung in der Allgemeinheit sind oft nur schemenhaft zu vernehmen oder liegen komplett im Dunkeln.

In der Altstadt von Pirna führen Kreuze auf bzw. neben den Gehwegen zum Sonnenstein, dessen Schloss über der Stadt thront. Ein auffälliges Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus.
In der Altstadt von Pirna führen Kreuze auf bzw. neben den Gehwegen zum Sonnenstein, dessen Schloss über der Stadt thront. Ein auffälliges Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus.

Umso wichtiger ist es für uns als Erben, Lehren aus den Taten unserer Vorfahren zu ziehen. Unsere Entscheidungen, unser Tun und unser Handeln müssen diesen Erkenntnissen Rechnung tragen.

Volle Transparenz in Verwaltung und Politik!

Nie wieder Nationalsozialismus!

Ein Text von Jan Hamisch