Nachlese zu „Pirna im Gespräch“ am 23.04.23

Am Ende waren es über 100 Menschen, die sich am Sonntag im Uniwerk zum Thema „KLIMA! oder KRISE?“ versammelten. Sie waren gekommen, um Klimaforscher Jörg Matschullat[1] (TU Freiberg) zuzuhören, und mit Aimée van Baalen (Sprecherin von „Letzte Generation“), Katja Riedel (Romantik Hotel Pirna) und Thomas Freitag (Klimaschutzmanager der Stadt Pirna) zu diskutieren.

Gespräche in kleinen Gruppen

Alle Besucher*innen hatten nach der Begrüßung und Einleitung in die Thematik durch Maria Giesing die erste Gelegenheit, in kleineren Gruppen miteinander ins Gespräch zu kommen. Da wurde Frau van Baalen z. B. gefragt, warum sie sich denn festklebe und nicht Bäume in der Sächsischen Schweiz pflanze. Aimée van Baalen antwortete, dass sie das Pflanzen von Bäumen begrüße, das aber eher als Behandlung von Symptomen verstehe. Wenn eine Regierung zu wenig für den Klimaschutz tut und die eigenen Gesetze bricht, führe das im Endergebnis auch zu weiterem Stress für die Bäume, die alten und die neu gepflanzten. Da sollten prinzipiell andere Weichenstellungen erfolgen, andere politische Entscheidungen gefällt werden. Und dafür mache die „Letzte Generation“ Druck.

Vortrag und Podium

Im anschließenden Vortrag von Prof. Matschullat standen Daten und Fakten zum Klimawandel im Zentrum. Und zwar zum menschengemachten Klimawandel, denn nur dieser ist auch durch Menschen beeinflussbar. Jörg Matschullat bezeichnete sich selbst als Skeptiker, beschrieb Skepsis als unabdingbar für die Forschung. Die Leugnung des Klimawandels jedoch bedeute Leugnung der Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung und stehe in der Regel nackt als Behauptung ohne Faktengrundlage da.

Während des Podium-Gesprächs beantworteten alle oben genannten Expert*innen, moderiert von Dr. Bärbel Falke, zunächst einmal die Frage, wie sie sich Pirna nach erfolgreicher Anpassung an den Klimawandel vorstellen. Da entstanden wunderbare Bilder vom Verkauf regionaler Lebensmittel, von Reparaturwerkstätten, haltbaren technischen Geräten, von einem gut organisierten ÖPNV, vom Verschwinden krasser sozialer Gegensätze, von weniger Neid und Missgunst in der Stadt. Anschließend wurden Herausforderungen benannt, die es zu bewältigen gilt (z. B. nachvollziehbare, politische Rahmung und Handeln möglichst vieler Menschen). Die konkreten Maßnahmen und Schritte konnten aus Zeitmangel leider nur angerissen werden. Zwei abschließende Nachfragen aus dem Publikum – dann waren 2 spannende, anregende Stunden auch schon vorüber.

Fazit

Insgesamt kann festgestellt werden, dass sich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer an die Gesprächsregeln hielten. Auch wenn Besucher, die den menschengemachten Klimawandel leugnen, im Anschluss an die Veranstaltung etwas anderes behaupteten, kamen sie doch zu Wort, wurden gehört und ihre Fragen beantwortet. „Pirna im Gespräch“ bot Raum für unterschiedliche Überzeugungen, Fragen, für Fakten und Informationen. Neben Jörg Matschullat konnten Aimée van Baalen, Katja Riedel und Thomas Freitag mit Sachkenntnis, Humor und Bodenständigkeit überzeugen.

Am Ende füllten die meisten Besucher*innen den kleinen Feedbackbogen aus. Dort fand sich u. a.: „Hat Mut gemacht und zum Tun motiviert.“ „Bitte weitermachen.“

Die Veranstaltung klang wie immer aus mit einem Angebot an Suppen und Fingerfood zur Stärkung und eröffnete damit Gelegenheit für weitere Gespräche. „Wir brauchen dringend die Vernetzung der Initiativen im Pirnaer Bereich,“ formulierte ein Besucher sein Fazit.

 

[1] Was wir richtigstellen müssen (s. Sächsische Zeitung vom 06.04., S.11): Jörg Matschullat forscht nicht auf dem Gebiet der Wasserstofftechnologie. Er ist nicht der treibende Ideengeber der Sächsischen Wasserstoffunion.

Bärbel Falke