PISA lässt grüßen

 

Wir Mitglieder von Bündnis 90 / Die Grünen in Pirna hatten uns zwar vorgenommen, das Politische im Jahr 2023 jetzt allmählich beiseite zu drängen und uns vor allem nicht mehr mit dem Partei-Verein ‚Freie Wähler – Wir für Pirna’ zu beschäftigen.

Denn sie haben durch ihr mehr als beschämendes Auftreten rund um das Geschehen zur OB-Wahl in Pirna Tag für Tag nur noch für Kopfschütteln gesorgt. Die Verzweiflung, dass ihre Karte wahrscheinlich nicht stechen würde, war mehr und mehr zu spüren. Der Gipfelpunkt war die Veröffentlichung des Traktats eines „Pirnaer Bürgers“ vom 15.12.2023, zwei Tage vor der Wahl, natürlich anonym (Name wurde wieder entfernt), weil das ja heute so üblich ist. Da wird vorher von Anstand und aufrechter Haltung gesprochen, und dann kommt so etwas. Unterirdisch, mehr wollen wir dazu nicht kommentieren.

Rechenkunststücke

Am 19.12.2023 wird in der Homepage eine Wahlnachbetrachtung, natürlich anonym, veröffentlicht. Wie nicht anders zu erwarten, wird ‚unserem Ralf’ gedankt, ‚unser Ralf’ wird gelobt, ‚unser Ralf’ wird bedauert und, keine Überraschung, ‚unser Ralf’ wird zum eigentlichen Sieger erklärt.

Wie macht ‚man’ das? Na, mit einem Rechenkunststück, bei dem wir nur sagen können: PISA lässt grüßen.

Wir kennen jetzt schon die Entschuldigung für die mehr als schlampig durchgeführte Zahlenspielerei; etwa so: Praktikant*in hat allein kreative Rechenwege erdacht und Zahlen ziemlich unorthodox zueinander in Beziehung gebracht – der unordentlich bekritzelte Spickzettel war nur schwer zu entziffern, und dadurch hat sich (leider) ein Übertragungsfehler eingeschlichen.

 

Wenn wir die Zahlen so zueinander bringen, wie es sich gehört, dann bleibt zwar leider T. Lochner immer noch der Sieger in der OB-Wahl. Betrachtet man seine Stimmenanteile, bezogen auf die gesamte Wählerschaft in Pirna, hat ihn zum Glück nur jede/r Fünfte gewählt. Das ist aus unserer Sicht noch schlimm genug und bedeutet für uns, dass wir im kommenden Jahr um ein besseres Kommunalwahlergebnis als 2019 kämpfen werden.

Wir können, ohne in Begeisterungsstürme zu verfallen, Kathrin Dollinger-Knuth zur ‚Königin‘ im 2. Wahlgang erklären. Sie hat 2.113 Stimmen im 2. Wahlgang gegenüber ihrem Ergebnis am 26.11.23 hinzugewonnen. R. Thiele ist auf einen Zuwachs von 1.421, T. Lochner nur auf einen von 1.322 Stimmen gekommen. Noch einmal für ‚FW – Wir für Pirna’ zum Mitschreiben: 11,1 % (KDK, abgerundet) > 6,9% (RT, aufgerundet) > 5,7% (TL, aufgerundet). Und, um es noch einmal in aller Deutlichkeit zu wiederholen: 16,11 % Stimmenanteil für R. Thiele, bezogen auf alle Wahlberechtigten, sind nicht gleich einem Drittel aller Pirnaer Bürgerinnen und Bürger, wie FW-Anonymus uns nahe legen will.

Spekulation bleibt natürlich, wie sich die Stimmen der neu hinzugekommenen Wähler*innen bzw. die der beiden zurückgetretenen Kandidaten verteilt haben und ob / in welcher Form es Wechselwähler*innen zwischen den beiden Wahlgängen gegeben hat. Im Gegensatz zu FW-Anonymus können wir da keine gesicherten Aussagen machen.

Ganz Klein gegen Groß

Da hat zwar der FW-Bundesvorsitzende Hubert („Hubsi“) Aiwanger eine Video-Botschaft zur Unterstützung aus Bayern nach Pirna geschickt und der Landeschef der Freien Wähler Sachsen, Thomas Weidinger, hat sofort am Wahlabend gedonnert, dass „ein dritter Kandidat (tatsächlich eine Kandidatin und ein Kandidat) im zweiten Wahlgang der AfD in die Hände spielt“. Aber vor Ort will man sich jetzt als „Regional gegen Bundesebene“ inszenieren. Doch: selbst mit Understatement wird die Aussage, „mit etwas Abstand betrachtet ist diese Wahl für unseren kleinen (Partei-)Verein „Wir für Pirna“ aber dennoch ein Erfolg“, nicht richtiger. Nein, ein erfolgreich durchgeführtes Event war es auf die Länge des Prozesses betrachtet für die Partei / den Verein FW wahrlich nicht.

Und die abschließende Klagebehauptung „Gesprächsangebote dazu [Zusammenarbeit mit FW] gab es genug“, entspricht nicht den Tatsachen. Wie die Sächsische Zeitung am 26./27.11.23 berichtet hat, hat Herr Thiele unmittelbar am Wahlabend die Fortführung seiner Kandidatur bekannt gegeben und damit Gesprächsangeboten gleich zu Beginn online / per Zeitung selbst den Boden entzogen. Wie man im Kaffee-Video mit ‚Ilse Bähnert’ von R. Thiele hinsichtlich seines Motivs erfahren konnte, hat er eine Zusammenarbeit in dem „bunten“ (igitt) Bündnis von vornherein für sich ausgeschlossen. Was soll also diese falsche Darstellung in der Wahlnachbetrachtung, wo es alle in Pirna besser wissen können? Wen will man dadurch eigentlich noch überzeugen?

 

Dieter Wiebusch