Homöopathie retten? Nein, danke!

Homöopathie mit einer Petition an BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN retten? Nein, danke!
Homöopathie mit einer Petition an BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN retten? Nein, danke! (Bildquelle: Pexels / CC0)

Homöopathie ist ein Streitthema – eine medizinische Behandlungsmethode, die von Befürwortern vehement verteidigt, von Kritikern entschieden abgelehnt wird. Die immer heftigere Kritik an der Homöopathie, die nicht zuletzt mit einem entsprechenden Fernsehbeitrag vom Juni 2019 einhergeht, findet nun auch in der politischen Bundesebene Gehör. Unter anderem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN wollen auf der Bundesdelegiertenkonferenz (15. bis 17. November 2019 in Bielefeld) darüber abstimmen, ob bzw. dass die Unterstützung von Homöopathie beendet wird. Denn die Bevorteilung, sogar die ganze Unterstützung seitens Ärzten und Krankenkassen, gehört aufgrund logischer Beweggründe beendet.

Inhaltlich Verantwortliche: Jan Hamisch (Sprecher Stadtverband) und Johannes Domke (Mitglied Stadtverband)

  • Antrag der Grünen Jugend gegen Homöopathie: Hier ansehen
  • Petition von Lobbyisten, um gegen den Antrag zu wirken: Hier ansehen
  • Umfangreiche Analyse von fehlerhaften Homöopathie-Untersuchungen: Hier ansehen
  • Fernsehbeitrag, welcher den Unsinn hinter der Behandlung aufzeigt: Hier ansehen
  • Wissenschaftliche Auseinandersetzung, einfach verständlich (Video): Hier ansehen
Homöopathie mit einer Petition an BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN retten? Nein, danke!
Homöopathie mit einer Petition an BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN retten? Nein, danke! (Bildquelle: Pexels / CC0)

Eine Petition, um die Homöopathie zu „retten“

Auf das Thema aufmerksam machen die beiden Autoren an dieser Stelle, weil es auf der renommierten Petitionswebseite „change.org“ eine Petition gibt, welche unter dem Schlagwort #RetteDeineHomöopathie beworben wird. Hier der Link. Die Petition richtet sich an BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN und fordert die Delegierten der Partei dazu auf, auf der oben genannten Konferenz „gegen den Antrag ‚ECHTER PATIENT*INNENSCHUTZ: BEVORTEILUNG DER HOMÖOPATHIE BEENDEN!‘ zu stimmen“. Aus dem Stadtverband Pirna werden für den Kreisverband Sächsische Schweiz-Osterzgebirge der Sprecher Jan Hamisch sowie Martin Kusic auf der Bundesdelegiertenkonferenz zugegen sein; außerdem Ines Kummer und Silke Körner.

Warum eine „Rettung“ aus Sicht der Petitionseinreichenden Ulrike Fröhlich nötig ist? Weil es angeblich Beweise dafür gibt, dass Homöopathie wirkt. Genannt wird beispielsweise eine wissenschaftlich nicht haltbare Untersuchung von 2005 sowie ein Beitrag der „Hahnemann Gesellschaft“, deren Internetauftritt nicht erst auf den zweiten Blick als Lobbywerbung ausmachbar ist. Zu den fehlerhaften sowie eventuell geschönten Studien und Untersuchungen, die mitnichten(!) eine evidenzbasierte Behandlungsmethode aufzeigen, können Sie die Ausarbeitungen von Norbert Aust lesen (hier).

Warum muss die Homöopathie tatsächlich „gerettet“ werden?

Das Wort „retten“ impliziert eine gewisse Not, eine gewisse Gefahr, in der die Homöopathie zu schweben scheint. Genauso emotional soll die oben genannte Petition werden, indem von „Deine Homöopathie“ geschrieben wird. Zu retten ist sie aber im Grunde nur, weil sie nicht über den Placebo-Effekt hinaus wirkt, nicht haltbar ist und damit keine Existenz- respektive Unterstützungsgrundlage hat. Es ist nicht tragbar, dass Ärzt*innen und Krankenkassen diesen Behandlungsweg als Lösung für ernsthafte Erkrankungen und Leiden unterstützen.

Und so richten sich nun Ärzte und Ärztinnen, wie die oben genannte Petitionsinitiatorin Ulrike Fröhlich, sowie Lobby-Verbände per Petition an jene politische Gruppen, die dem Irrsinn Einhalt gebieten wollen. Bei einem für sie positiven Ausgang können sie sich freuen. Bei einem für sie negativen Ausgang können sie sich die Opferrolle zuschreiben und müssen um die Möglichkeit, Placebos zu verschreiben, sowie um deren Vertrieb und daraus erwirtschaftete Gelder fürchten.

Es geht nicht darum, eine Behandlungsmöglichkeit für Patientinnen und Patienten aufrecht zu erhalten und eine „Behandlungsfreiheit“ zu ermöglichen. Es geht darum, weiter mit einfachen Mitteln sowie mit Krankenkassenunterstützung Geld zu machen; auch wenn dadurch das Wohl der zu behandelnden Menschen in den Hintergrund rückt. Denn zwar kann eine Placebo-Behandlung und guter Wille als Unterstützung für eine funktionierende, schulmedizinische Behandlung in Ordnung sein. Sich aber ausschließlich auf Homöopathie zu verlassen, das ist fahrlässig.

Homöopathie ist keine Naturmedizin, keine „natürliche Alternative“!

Durch geschicktes Marketing der Firmen für Herstellung und Vertrieb ist in vielen Köpfen – zumindest bei Patient*innen, aber eventuell auch bei Ärzt*innen – der Gedanke fest verankert, dass Homöopathie eine natürliche und damit gesunde Alternative zu „chemischer Arznei“ ist. Das ist schlichtweg Quatsch.

In homöopathischen Mitteln sind nicht etwa Wirkstoffe enthalten, die gegen Krankheitssymptome oder Krankheitsauslöser helfen. Nein, es sind hochverdünnte Auslöser für jene Beschwerden enthalten, die bekämpft werden sollen. Das ist so, als würde man jemanden gegen dessen Kopfschmerzen mit einem kleinen, besonders weichen Gummihammer auf den Kopf hauen. Besonders bizarr dabei ist, dass die Mittelchen umso wirksamer (bzw. „potenzierter“) sein sollen, je verdünnter der angebliche Wirkstoff ist.

Wenn die Ausgangsstoffe (neben Wasser zum Verdünnen und Zuckerkügelchen als Träger) nun zwar aus der Natur kommen und nicht chemisch synthetisiert wurden, ist es noch lange keine natürliche Medizin. Es kommen keine in Untersuchungen und Studien als solche belegten Wirkstoffe aus Pflanzen oder anderen natürlichen Quellen zum Einsatz. Es werden keine krankheits- und symptomgerechten Wirkstoffe in angebrachter Menge und Zusammensetzung verabreicht, sondern Zuckerkugeln mit Wasser und kaum bis nicht mehr nachweisbaren Stoffen fraglicher bzw. keiner Wirkung.

Globuli wirken nicht über den Placebo-Effekt hinaus

Zahlen, Daten und Fakten sowie Hintergründe zu Herstellern von Globuli (den Kügelchen der Homöopathie) finden sich in unterhaltsamer Weise aufbereitet, aber dennoch inhaltlich potent im Fernsehbeitrag des „Neo Magazin Royale“ vom 13. Juni 2019. Diesen haben wir weiter oben verlinkt. Ein wissenschaftlicheres Video von Mai Thi Nguyen-Kim (Twitter: @maithi_nk) haben wir im Folgenden eingebettet; es geht 17 Minuten und 48 Sekunden.

Fazit zum Thema

Man kann also auf wissenschaftlich-fundierter Basis also nur der Meinung sein, dass Homöopathie nicht wirkt und es daher keine Rechtfertigung für das Verschreiben und die finanzielle Unterstützung durch Krankkassen gibt. Die Petition zur „Rettung“ dieser nicht evidenzbasierten Behandlungsmethode ist schnell als verzweifelte Aktion von Lobbyist*innen entlarvt. Wer mit dem Gedanken spielt, sie zu unterschreiben, sie bereits unterschrieben hat oder allgemein mit Globuli liebäugelt, sollte sich eventuell besser informieren. Nein, nicht nur eventuell…

(Transparenz-Hinweis: In einer früheren Version wurde der Beitrag als einheitliche Meinung des Stadtverbands dargestellt. Da es von einzelnen Mitgliedern Einspruch dagegen gab, wurde diese Aussage aufgehoben. Der Beitrag zeigt nun vornehmlich die Meinung von Jan Hamisch und Johannes Domke.)