Corona – Wenn der Mundschutz zum Maulkorb wird!

Pirna Spaziergang Widerstand Corona Mundschutz Maulkorb

Ich mag ja filmische Erzeugnisse, die cineastisch aufgemacht sind und eine Botschaft vermitteln. Noch besser ist es natürlich, wenn die entsprechenden Streifen etwas Bekanntes enthalten, vielleicht die Straßen der Stadt, in der man lebt und wirkt. Und siehe da, so fiel mir gestern ein Video in die Hände – nur kann ich leider nicht behaupten, dass ich es mag. Es war ein mit Musik unterlegter Zusammenschnitt von Videoaufnahmen der jüngsten „Spaziergänge“ von zumeist rechtsgesinnten Leuten hier in Pirna. Die Botschaft des Machwerks war dabei der Maulkorb-Mythos, der jetzt gern rund um die Schutzmaßnahmen inklusive Mund-Nase-Bedeckung, auf die der Begriff „Maulkorb“ ja abzielt, aufgebaut wird.

In Pirna gehen Leute auf die Straße, um gegen Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie zu demonstrieren. Angestachelt und desinformiert von rechtsextremen Akteur*innen bringen sie sich in Gefahr. Der Mundschutz? Wird kurzerhand zum Maulkorb. Das ist so durchschaubar wie unnötig.
In Pirna gehen Leute auf die Straße, um gegen Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie zu demonstrieren. Angestachelt und desinformiert von rechtsextremen Akteur*innen bringen sie sich in Gefahr. Der Mundschutz? Wird kurzerhand zum Maulkorb. Das ist so durchschaubar wie unnötig.

Corona-Maulkorb-Theorie und aufgesetzte Opferrolle

Mit der Maulkorb-Bezeichnung der aktuellen Verfügungen, Einschränkungen und Schutzmaßnahmen, die übrigens am 4. Mai 2020 in Sachsen gelockert werden, wollen Menschen ihre Angst vor Unterdrückung und Zensur zum Ausdruck bringen. Doch welche Unterdrückung und welche Zensur?, frage ich. Es gibt weiterhin die Möglichkeit, sich zu versammeln. Dass diese verhöhnt wird und dass Auflagen wie Abstand halten und nur bis zu einer bestimmten Gruppengröße auftreten unter dem Deckmantel des „zivilen Ungehorsams“ weggewischt werden, hat dabei System. Denn auch wenn man öffentlich seine Meinung sagen, Schriften verteilen und sich seinem Lebensstil entsprechend entfalten kann – hier wird sich offensichtlich und mit Kalkül mal wieder selbst in die Opferrolle manövriert. Das alte Spiel der rechtsextremen Parteien, neu aufgelegt durch fußläufige Akteur*innen und ihre Mitwandernden.

In der Krise zeigt sich der Charakter

Wo die einen ihre eventuell mit Viren versetzten Tröpfchen mit einer Maske bei sich halten, da gehen andere in viel zu großen Gruppen ohne jeden Schutz und Abstand auf die Straße. Wo in Krankenhäusern alles dafür getan wird, dass mit dem Coronavirus infizierte so gut es geht genesen bzw. wieder gesund werden, da setzen sich andere freiwillig einer möglichen Erkrankung aus. Wo sich Menschen trotz psychisch-negativen Auswirkungen selber isolieren, Homeoffice und Homeschooling betreiben sowie Menschen der Risikogruppen (trotz des Wunsches, sich zu sehen) meiden, da fordern andere die Möglichkeit heraus, Pirna zu einem neuen Hotspot für Corona-Infektionen zu machen. Und ich könnte diesen Absatz weiterführen – doch ich denke, Sie verstehen, worauf ich hinaus will.

Es gibt keinen Maulkorb, es gibt nur die Opferrolle

Sie können weiterhin sagen, was Sie wollen. Oder wurde irgendein Maulkorb-Vergleich, den Sie im Internet, bei Facebook, Twitter oder Instagram gelesen haben, einfach so gelöscht? Sie können sich weiter versammeln, nur eben unter Auflagen, die Ihre Gesundheit schützen sollen. Sie können weiterhin Videos machen, Schriften verbreiten, sich verbal und von mir aus vermittels Ausdruckstanz äußern. Es gibt keinen Maulkorb. Es ist nur ein von rechten Aufrührer*innen heraufbeschworenes Sinnbild, welches sich ganz simpel auf das Symbol der aktuellen Krise legen lässt: die Schutzmaske. Ein weiterer Versuch, sich ohne eigene Lösungen oder Antworten wenigstens ein politisches Scheinargument anzueignen: die Opferrolle. Doch dieses System ist so alt wie durchschaubar – nämlich sehr! #MaskeAuf!

Ein Text von Johannes Domke