Jana Hensel in Pirna im Gespräch

Am 02.10.22 wird im Uniwerk in Pirna um 11:00 Uhr zum 3. Mal zum Gespräch eingeladen. Zu Gast: Jana Hensel.

Jana Hensel

Sie ist 2002 bekannt geworden mit den „Zonenkindern“. Ein Buch, das das Lebensgefühl einer Generation, die zur Zeit der Wende 13 /14 Jahre alt war, beschreibt. Auch ein Liebesroman mit dem Titel „Keinland“ erschien von ihr. Zusammen mit Wolfgang Engler brachte sie den Gesprächsband „Wer wir sind. Die Erfahrung, ostdeutsch zu sein“ heraus. Jana Hensel ist Journalistin bei Zeit – online. In dieser Eigenschaft veröffentlichte sie einige berühmte Interviews, z. B. mit Angela Merkel.

Jana Hensel füllt Lesesäle im Osten, liest hier auch lieber als anderswo und fährt (das ist unser Glück) auch lieber in die kleinen als in die großen Städte. So war die Autorin zusammen mit W. Engler schon im Februar 2019 in Pirna im Tom – Pauls – Theater, um über ihr gemeinsames Buch mit den Leser/innen ins Gespräch zu kommen. Jana Hensel spricht lieber mit den Menschen als Vorträge zu halten, deshalb wird „Pirna im Gespräch“ diesmal auch gänzlich ohne einen Vortrag auskommen

Pirna im Gespräch

Tradition bei „Pirna im Gespräch“ ist es, einen Paragraphen des Grundgesetzes ins Zentrum zu stellen und über Fragen seiner konkreten Ausgestaltung zu diskutieren. Bisher waren das Artikel 1 (Würde des Menschen) und Artikel 5 (Presse- und Meinungsfreiheit). Am 02.10.22 interessiert uns Artikel 2: „Jeder hat das Recht auf freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz verstößt.“ Dieser Artikel benennt ein sehr grundlegendes Recht, ein Freiheitsrecht und gleichzeitig Abwehrrecht gegen Eingriffe des Staates,

Das Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit –  ein uneingelöstes Versprechen?

Nach 1989 wurden mit der Übernahme des GG viele Freiheitsversprechen, die sich die Ostdeutschen auch gewünscht hatten, eingelöst: Freizügigkeit, Versammlungsfreiheit, Pressefreiheit, Meinungsfreiheit, Religionsfreiheit. Auf der anderen Seite standen dem Gewinn dieser Freiheiten empfindliche Verluste gegenüber, z. B. der Verlust des Arbeitsplatzes, der Verlust von Anerkennung der Lebensleistung, von Wertschätzung, die Erfahrung von Abwertung.

Wir gehen in dem Gespräch mit Jana Hensel u. a. der Frage nach, ob die Ostdeutschen unter diesen Bedingungen überhaupt das Recht auf freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit wahrnehmen konnten.

Außerdem wird die Frage nach konkreten Grenzziehungen und die mit der Freiheit verbundene Verantwortung zu diskutieren sein.

Nicht zuletzt fragen wir nach „Loyalitätsbändern“ unserer Gesellschaft. Diesen Begriff hat Jana Hensel benutzt in einem Interview im Deutschlandfunk 2018. Es ist die Frage nach dem gesellschaftlichen Zusammenhalt, nach dem notwendigen Gemeinsinn, um demokratische Prozesse und Institutionen weiterzuentwickeln und Krisen zu meistern.

Ausklang und Einladung

Ab 13:00 Uhr laden wir wie immer alle Teilnehmer/innen des Gespräches zu einem kleinen Imbiss ein. Dabei kann das Gehörte, Besprochene reflektiert werden und die Veranstaltung in angenehmer Atmosphäre ausklingen.

Bärbel Falke