Kontroverse zum Tag der Kunst in Pirna

Am 1. und 2. Juli fanden die Tage der Kunst in Pirna statt. Es gab wie immer ein vielfältiges Programm an vielen Orten mit sehenswerten Kunstwerken. Die Künstler*innen arbeiteten mit Pinsel und Farbe, textilen Stoffen, Stein, Glas, Papier, Ton und Holz.

Der Stein des Anstoßes

In der Schmiedestraße gab es wie in jedem Jahr eine Straßengalerie. Hoch über der Straße hängte Volker Lenkeit vom Kunstverein Sächsische Schweiz das Bild des Künstlers Christopher H. Simpson „Zwischenwelten“ auf.

Viele  Besucher*innen rieben sich verwundert die Augen. Der Künstler karikiert Politiker*innen der Ampel und mixt diese Köpfe mit NS-, Freimaurer-, Kaiserzeit – Symbolik. Unter dem Ganzen steht: Vorwärts Great Reset. In der Mitte des Bildes befindet sich eine Ampel mit den Köpfen von Größen des NS – Regimes: Hitler, Goebbels, Göring.

Kunstfreiheit?

Man kann das Bild einfach für geschmacklos halten, man kann es gut finden, man kann das Hetz- und Diskriminierungspotential erkennen und den Aufruf, die demokratisch gewählte Regierung zu beseitigen. OB Hanke sagte der Bildzeitung, die natürlich auch gleich zur Stelle war: „Ich kann doch nicht die Hauptkriegsverbrecher öffentlich in Pirna ausstellen und dann noch mit Blick auf den Sonnenstein, wo der Nazi – Euthanasie 16.000 Menschen zum Opfer gefallen sind.“ Er ließ das Bild abhängen. Gut so, finden wir und begrüßen die klare Haltung des Oberbürgermeisters.

Das Abhängen des Bildes sorgte für einige Furore in der Stadt. Lenkeit brachte an einem Abflussrohr Fotos vom genannten Bild und dem auf der Rückseite befindliche Kunstwerk von Anne Kern im Kleinformat an. Quer darüber befand sich ein handschriftlicher Zettel: „Dank aufmerksamer Anwohner als Entartet deklariert – wurde die Abhängung angeordnet.“

Auch hier wieder eine wüste Vermischung von Nazi – Vokabular und entsprechendem Handeln im NS – Staat mit heutigem Geschehen. Die Reaktion kam prompt:

Und außerdem:

Wir sind sehr froh über diese Statements aus der Pirnaer Bürgerschaft. Kunst darf provozieren, kritisch sein oder auch geschmacklos. Hier findet jedoch eine Grenzüberschreitung statt. Eine demokratisch gewählte Regierung wird mit NS – Größen verglichen. Die Kunstfreiheit endet dort, wo offen zum Umsturz aufgerufen und Geschichtsrevision betrieben wird, wo mit NS-Symbolik die Opfer verhöhnt werden.

Bärbel Falke