T. Lochner OB ? – das muss besser gehen!

Tim Lochner als OB würde Pirna Zeit, Geld und Lebensqualität stehlen.

 

Sehr geehrte Pirnaerinnen und Pirnaer,

der Inhalt dieses Artikels richtet sich nicht an Herrn Lochner oder an Teilnehmer*innen aus seiner Fan-Gruppe während des SZ-Forums am 15.11.23 im Tom-Pauls-Theater.

Er wendet sich an Menschen in Pirna, die Positionen sowie Sachverhalte kritisch hinterfragen und auf Bestehendem aufbauend eine positive Zukunft gestalten wollen.

In dem nachfolgenden Text wird das Thema „Klimawandel und Pirna“ aus Sicht von Bündnis 90 / Die Grünen Pirna bearbeitet, jeweils ausgehend von Stellungnahmen des Kandidaten für die AfD, Tim Lochner.

Und wir geben zum Schluss, quasi als Resümee, eine Empfehlung für die OB-Wahl am 17.12.2023.

Klimawandel und Pirna

Im Diskussionsforum der Sächsischen Zeitung am 15.11.23 wählte der Moderator Domokos Szabó die folgende Publikumsfrage aus und richtete sie reihum an alle Kandidat*innen:

Was bedeutet der menschengemachte Klimawandel und die gesetzliche Vorgabe „Klimaneutralität 2045“ für Sie in Ihrer Amtszeit als OB?

Der vollständigen Antwort von Herrn Lochner stellen wir Fakten und Perspektiven in einzelnen Abschnitten gegenüber.

 

Herr Lochner (AfD) greift nicht die Gesetzgebung des Bundestages und die Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts an, die das Ziel der Klimaneutralität in der Bundesrepublik bis 2045 festgelegt und als notwendig bestätigt haben. Sein Vorbehalt bei der Fragestellung bezieht sich auf „menschengemachten“ und / oder „Klimawandel“. Er legt sich darauf fest, dass beides Thesen seien, zu denen er als Person und die dahinter stehende Partei andere Auffassungen vertreten.

Nun geht es bei beidem nicht um Auffassungen im Sinne von „Klimawandel? Von Menschen gemacht? Kann sein, kann aber auch nicht sein“. Es geht vielmehr um den folgenden, weltweit nachgewiesenen, von 100 % aller in diesen Forschungszusammenhängen tätigen Wissenschaftler*innen bisher akzeptierten Kausalzusammenhang.

globaler Temperaturanstieg

Seit Jahren erhöhtes Waldbrandrisiko in unserer Region, Sorgenfalten bei den Stadtwerken Pirna hinsichtlich der Trinkwasserkapazitäten. Die Entwicklung der weltweit gemessenen, durchschnittlichen Lufttemperatur weist einen stetigen Anstieg aus, dessen Ende offen erscheint. Gegenwärtige Meldungen geben für das Jahr 2023 insgesamt und den Monat November 23 schon wieder die höchsten, je registrierten Temperaturen an. Das hat Folgen für die Wassertemperaturen in den Meeren und die Temperaturen über dem Festland weltweit. Das wiederum beeinträchtigt die Intensität und den Verlauf von Strömungen im Wasser (Golf-Strom, Ausgleich zwischen Tiefenwasserschichten) sowie in der Atmosphäre (Jet-Streams auf der Nord- und Südhalbkugel). In der Folge trägt dies zu katastrophalen Stürmen, Hitzeperioden, Dürren oder sintflutartigen Überschwemmungen bei (s. diesen Sommer in der Region Mittelmeer, Italien, Balkan). Das wiederum hat Auswirkungen auf die Diversität (Artenzusammensetzung) in Ökosystemen. Alles bekannt und schon selbst beobachtet bzw. gespürt.

parallel verlaufender Anstieg des Klima-Killers CO2

 

Auf der windabgewandten Seite des Vulkans Mauna-Loa auf Hawaii, in 3.000 Metern Höhe und 4.000 km vom amerikanischen Festland entfernt, wird seit 1958 die Konzentration von Kohlenstoffdioxid (CO2) in der Atmosphäre gemessen. Als ich 1972 den Bericht von Meadows / Club of Rome „Grenzen des Wachstums“ in den Händen hielt und zum ersten Mal die Graphik sah, lag der höchste Messwert bei ca. 320 ppm (Teile CO2 pro 1 Millionen Luftteilchen). Jetzt, 51 Jahre später, endet sie beim Wert 420 ppm. Der prinzipielle Kurvenverlauf wird durch Messungen in Deutschland oberhalb von Freiburg und auf der Zugspitze bestätigt. Wer den an sich gleichmäßig ansteigenden Verlauf der Messkurve genauer betrachtet, sieht drei durch geringere CO2 -Freisetzung abgeflachte Phasen: 1975 ff (weltweite Ölkrise und autofreie Sonntage bei uns), 1990 ff (Zusammenbruch der Sowjetunion mit starker Deindustrialisierung) und 2008 ff (Finanzkrise und weltweit abgeschwächtes BIP-Wachstum). Weniger Produktion, weniger Transport, weniger Konsum haben geringere CO2-Emissionen zur Folge. Auch wenn jetzt zusätzlich, z. B. aus dem aufgetauten Permafrostboden in Kanada, Russland oder den Alpen, in rasantem Ausmaß COentweicht, hat dies vom Menschen herbeigeführte Ursachen.

CO2 und Treibhaus-Effekt

Kohlenstoffdioxid (CO2), noch gefährlicher Methan CH4 (z. B. aus der Tierhaltung), haben die Eigenschaft, sich sehr dauerhaft in der Atmosphäre anzureichern. Diese Schicht spannt sich wie eine Käseglocke über der Erdkugel. Zum Glück für uns lässt sie die hochenergetische Strahlung der Sonne durchtreten (gut für PV-Module in Pirna). Zum Nachteil fürs Klimas lässt sie aber auf der Erde reflektierte oder durch Prozesse entstehende Wärmestrahlung nicht / nur sehr schlecht nach außen ins Weltall austreten. Dadurch muss und wird es sich innerhalb der Treibhauses ständig weiter aufheizen, auch in Pirna, wenn es uns nicht gelingt, sofort weitere CO2-Emissionen in großem Stil zu vermeiden.

Und dazu müssen wir als Teil der Menschheit auch unseren Beitrag in Pirna leisten (s. COP 28-Bericht).

Es ist keine Zeit zu verlieren. Ansonsten sterben noch mehr Menschen an Hitzeschäden, müssen noch mehr Menschen aus ihren unbewohnbaren Ländern migrieren, verlieren wir unwiederbringlich hunderte Arten aus unseren Ökosystemen, schmelzen unaufhaltsam noch riesigere Eisschilde am Nord- und Südpol, überfluten und verwüsten Meere in noch größerem Maße das Land.

Alles verschlechtert unsere Lebensqualität und kostet immens viel mehr Geld, je länger wir abwarten. Der Rückversicherer Munich Re, der für Schäden weltweit aufkommen muss, stöhnt schon jetzt über eigentlich unkalkulierbare Risiken.

Gewinn an Zeit, Geld und Lebensqualität ist das, was wir unseren Kindern und Kindeskindern nachhaltig schuldig sind.

Wie wenig Herr Lochner (und seine Partei) von diesen Zusammenhängen verstanden hat, zeigt sich in seinen weiteren Ausführungen, die sich eher auf Stammtisch-Niveau bewegen.

 

Klimaneutralität bis 2045, auch ein anzustrebendes „Muss“ für Pirna

Klar ist jeder Pirnaer*in, dass die große Zahl bedeutsam ist. Die Bundesregierung hatte im letzten Winter für alle öffentlichen Gebäude eine Raumtemperatur von 19 oC festgelegt sowie insgesamt zum Gas- und Energiesparen aufgefordert. Pirna hat im Verbund mit allen anderen 10.993 Städten und Gemeinden in der Bundesrepublik (Stand 31.12.2021) einen nennenswerten Beitrag zur Vermeidung einer Gasmangellage (kein Abstellen) und eines Strom-Blackouts (kein Abschalten) sowie zur Reduzierung von CO2-Emissionen geleistet.

„Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt“, lockte Tetzel und erfreute um 1517 mit den Einnahmen aus seinem Ablasshandel die römische Kirche und den Papst. Das Klima könnte mit einer solchen Wiedergutmachung nichts anfangen, denn die Physik ist unbestechlich und verhält sich eher wie ein Fluss, in den man kein zweites Mal in gleicher Situation hinein steigen kann. Der deutsche und europäische Zertifikate-Handel ist ein marktwirtschaftliches Instrument, das dem Verursacher-Prinzip (wer etwas (be)schädigt, soll dafür bezahlen) folgt. CO2-Emissionen werden immer teurer, weil sie schädlich sind und vermieden werden müssen. Die Einnahmen erhält keine Person, auch nicht der Bundekanzler, sondern der Staat (also wir alle), der mit ihnen Investitionen in eine klimaneutrale Entwicklung steuert sowie die Bürgerinnen und Bürger mit einem Klimageld bei ihren Anstrengungen entlastet. Der jährliche Betrag wird demnächst für jeden und jede sozial gerecht in der gleichen Höhe ausgekehrt.

Hellhörig muss uns machen, mit welcher Dreistigkeit der kleine Mann aus Pirna, quasi diktatorisch gegen den Rest der Welt,  Sprachregelungen („… wir nennen den ab sofort“ …) vorgeben will. Hier tritt der antidemokratische Stil des Kandidaten / der Partei deutlich zutage. Die zuständige Behörde heißt auf Landesebene übrigens mit vollständigem Namen ‚Sächsisches Staatsministerium für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft (SMEKUL)‘, was sich aufgrund der Synergien als außerordentlich wertvoll erweist. Auf Bundesebene gibt es zwei zuständige Ministerien: ‚Bundesministerium für Wirtschaft und Klima‘ (BMWK) und ‚Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz‘ (BMUV) – in den Homepages ist Interessantes und Zukunftweisendes, auch zu dieser Thematik, zu finden.

 

Der oben beschriebene Zertifikatehandel macht es z. B. für die Eigentümer*in / Investor*in eines Discounters zunehmend attraktiver, über den gesamten Parkplatz ein Dach mit Solarpanelen zu spannen, die Strom für das Geschäft und Schatten für die Kund*innen ’spenden‘. Und die Stadt wird darauf dringen, große Laubbäume mit angepassten, unversiegelten Baumscheiben und Wasserspielen in die Fläche zu integrieren, um CO2-Senken und Inseln gegen den Hitzestress im Stadtgebiet zu haben. Es werden eben leider nicht die harmlosen, „immer mal zwei unangenehmen Monate im Jahr“ sein, sondern ein Dauerzustand mit Steigerungspotenzial. Das jetzt schon in der Atomsphäre befindliche CO2 kann z. Zt. technisch nicht zurückgeholt werden und wird auf jeden Fall weiter aufheizend wirksam sein. Es gilt zumindest dem Gleichgewicht von unvermeidbaren CO2-Emissionen und zu bindendem CO2 nahe zu kommen, um das Wachstum der CO2-Kurve sehr deutlich abzuflachen und das ‚Treibhaus Erde‘ für die nachfolgenden Generationen erträglicher zu machen.

Im Gegensatz zu Bündnis 90 / Die Grünen hat es die AfD im Stadtrat von Pirna noch nie versucht, mit ihrer Fraktionsstärke ökologische, vor dem Klimawandel schützende, zukunftsfähige Belange in Bausatzungen zu implementieren. Soviel zur Ernsthaftigkeit!!

Wahl-Empfehlung

Wir sagen, dass dieses und viel mehr gegen Tim Lochner (für die AfD) als Oberbürgermeister spricht. Er gibt sich den Anschein von Realitätssinn, in Wirklichkeit verkörpert er aber ein rückwärts gewandtes Denken. Wir stehen dafür, dass es angesichts des Klimawandels und seiner Auswirkungen keine Zeit- und Geldverschwendung, kein Sichern des Status quo oder sogar Rückschritte in der Entwicklung geben darf.

Die Pirnaer Bürgerinnen und Bürger verdienen jede Stimme für Kathrin Dollinger-Knuth als Oberbürgermeisterin, die schon als Landrätin in Mecklenburg-Strelitz bewiesen hat, dass sie Investitionen in die erfolgreiche Zukunft lenken kann.

Wir bitten Sie, am Sonntag, 17.12.2023, zur Wahl zu gehen und Kathrin Dollinger-Knuth (CDU) anzukreuzen.

Das ist eine gute Wahl. Sie werden sie nicht bereuen.

 

Rolf-Dieter Wiebusch

Diplom-Biologe, Co-Autor naturwissenschaftlicher Publikationen

 

u. a. als Quelle: „Klimakrise im Überblick: die wichtigsten Kennzahlen der Klimakrise“