Pirna erlebt die größte Demo seit Jahren

 

Es waren nicht hunderttausend Menschen in Pirna auf der Straße wie in München oder Berlin. So viele Einwohner hat unsere Stadt nicht. Aber 1.000 Menschen ließen es sich nicht nehmen, am Sonntagnachmittag auf die Straße zu gehen. „Ich freue mich, dass ich hier scheinbar nicht alleine bin und genügend andere auch noch da sind, denen die Demokratie was bedeutet. Das lässt mich hoffen“, sagte ein Teilnehmer der Demo, zu sehen bei Pirna-TV.

 

Hoffnung und Selbstvergewisserung waren die zentralen Aspekte dieser ungewöhnlichen Demo. Ungewöhnlich in der Zahl, in der Diversität der Teilnehmer*innen (Familien mit Kindern, Jugendliche, Großmütter und Großväter) und der selbst gebastelten Plakate, in der guten Stimmung und dem unbedingten gemeinsamen Willen, dieses Land und seine demokratische Ausrichtung zu erhalten. Es nicht den Rechten mit ihren Deportationsphantasien, ihrer schlechten Laune, ihren unsozialen Beschlüssen und ihrer „Vogelschiss-Ideologie“ zu überlassen.

 

Der Bundestagsabgeordnete André Hahn fragte in seiner Rede, warum nicht schon vor der OB-Wahl eine solche Demonstration stattgefunden habe? Vielleicht hätte die Wahl des rechten OB verhindert werden können? Die Frage ist heute nicht mehr zu beantworten. Beantworten müssen die Demokrat*innen der Stadt allerdings die Frage, welche Schlüsse sie ziehen aus dem befreienden Gefühl, viele zu sein und endlich raus aus der Defensive zu kommen.

Dieter Wiebusch erinnerte in seinem Redebeitrag an den 19. November vor über 30 Jahren, als 8.000 Menschen in Pirna auf dem Markt demonstrierten.

 

Wie drückt sich demokratisches Handeln im Alltag aus, wie in den Bündnissen, die wir schließen, und dem Auftrag, der daraus an die parlamentarische Politik erwächst. Zerstört wird solches Handeln, wenn wir nicht aufhören, zu motzen, zu mäkeln, die Nase zu rümpfen, allen anderen Inkompetenz zu unterstellen.

Dieter Wiebusch in seinem Redebeitrag dazu:

 

Wir sollten die aktuellen Proteste nicht mit Erwartungen überfrachten. Aber wir können dieses Gefühl der Selbstermächtigung, der Gemeinsamkeit, der positiven Erfahrung mit in unseren Alltag nehmen. Hier gilt es, aufeinander zu achten, den Mund aufzumachen, das Handeln des neuen, rechten OB nicht mit Normalität gleichzusetzen, auf der Hut zu sein … und positiv zu bleiben.

 

Bärbel Falke