Corona – Warum ändern Virologen und Politiker dauernd ihre Meinung? 5. Mai 2020 Sind Sie auch so frustriert, dass dauernd neue Verordnungen erlassen, Empfehlungen abgegeben und Regeln für das gesellschaftliche Leben bestimmt werden? Meinen Sie auch, dass der Mund-Nase-Schutz ein Maulkorb ist? Dann ist dieser Beitrag genau der richtige für Sie! Denn hier betrachten wir mal ganz offen und ehrlich die Frage „Warum ändern Virologen und Politiker dauernd ihre Meinung?“ – Sie werden überrascht sein, wie einfach die Antwort darauf ist! Warum ändern Virologen und Politiker dauernd ihre Meinung? Die einfache Antwort: Die Frage ist falsch. Denn sie geht davon aus, dass Verordnungen und Maßnahmen nicht auf Erkenntnissen und Forschungsergebnissen fußen. Doch das tun sie! (Außerdem heißt es Politiker*innen und Virolog*innen) Was macht eine Virologin / ein Virologe? Die Virologie beschäftigt sich ganz allgemein betrachtet mit Viren. Dazu gehören unter anderem die Erforschung, die Charakterisierung und die Klassifizierung des Virus’. Aber neben diesem „Katalogisieren“ für irgendeine Übersicht gibt es da auch noch die Erforschung von Virus-Eigenschaften, die Aufschluss über Verbreitung, Vermehrung und Gefahr für Lebewesen gibt. Gerade bei einer Gefahr für Menschen beschäftigen sich Virologen und Virologinnen auch und vor allem mit der Prävention sowie Behandlung der entsprechenden Erkrankung. Aktuell liegt der öffentliche Fokus dabei auf der Krankheit Covid-19, die durch das Virus SARS-CoV-2 (Coronavirus) ausgelöst wird. Lernprozesse und Erkenntnisse in der Forschung Beim Coronavirus handelt es sich um ein relativ neues Virus (Ausbruch 2019) bzw. eine neue Art des SARS-Virus’, das in 2002 und 2003 um sich griff. Die Erforschung dauert also noch an, neue Erkenntnisse zu Eigenschaften, Verbreitung und Krankheit werden über die Zeit gewonnen. Annahmen und Prognosen können dabei zwar erstellt, aber eventuell aufgrund neuer Erkenntnisse angepasst werden. Und das wirkt sich natürlich auf die nach außen hin kommunizierten Informationen aus. Der Knackpunkt dabei ist, dass wir als Gesellschaft und dass die Politik als Verantwortliche nicht auf eine zu 100 Prozent abgeschlossene Forschung warten können. Wir müssen die Situation also immer neu bewerten und unser Leben anpassen. Ja, das ist stressig. Ja, das nervt. Aber es muss sein. Ein holpriger Weg zum Ziel namens Sicherheit Man könnte es, wenn man unbedingt einen Vergleich braucht, mit dem Wandern auf einem unbekannten und nicht weiter erschlossenen Pfad gleichsetzen. Wirklich bekannt ist uns Wandernden dabei nur das Ziel. Das Ziel in der aktuellen Corona-Krise lautet „Sicherheit“ bzw. „Gefahrenlosigkeit“. Mal scheint der Weg überschaubar, das Pensum schaffbar. Mal stolpern wir oder stecken im Matsch fest. Und mal müssen wir an einer Abzweigung den einen, den anderen oder den Kompromiss-Weg gehen – und das ohne zu wissen, ob es sich um Abkürzungen oder ausschweifende Umwege handelt. Wenn man dann noch bedenkt, dass Sackgassen, aus denen man erst zurückkehren muss, um den Weg in die richtige Richtung fortzusetzen, vermieden werden sollen, erkennt man vielleicht auch den Druck, unter dem das Ganze für die Vorausgehenden stattfindet. Es ist also ein holpriger Weg. Ein holpriger Weg, auf dem wir selbst mit Hilfsmitteln wie Fahrrad oder Auto nur sehr schwer und eher langsam vorankämen. Es gibt keinen Rückenwind, keinen Vier-Rad-Antrieb und keinen Panzer, mit dem wir mal eben von „Oh, ein neuer Virus!“ zu „Alles wieder gut!“ gelangen. Sind wir bald da? „Sind wir bald da?“ ist das Satz gewordene Sinnbild quengelnder Kinder, die das Konzept von Wegstrecke und Fahrtzeit noch nicht verinnerlicht haben. Anstatt auf dem Rücksitz im Auto können sie natürlich auch beim Wandern immer wieder fragen: Sind wir bald da? – Doch das bringt nichts. Man kann noch so oft fragen und sich den beschwerlichen Weg noch so sehr hinweg wünschen, am Ende muss man ihn gehen. Im Hinblick auf die Corona-Krise und ihre Bewältigung können wir nur von Glück reden, dass uns Wissenschaft und Politik zumindest teilweise mal auf ihre Schultern setzen und ein Stück weit tragen. Wer nun aber hier in Pirna ohne Abstand und Maske zu „Spaziergängen“ genannten Versammlungen auf die Straße geht, der quengelt nicht mehr, sondern tritt von der Rückbank gegen die Sitze von Fahrer*in und Beifahrer*in bzw. zieht an den Haaren der tragenden Personen. Erkenntnisse und Entscheidungen sind keine „Meinung“ Aber nehmen wir Abstand von Metaphern und Analogien, um uns der Eingangsfrage zu widmen: Warum ändern Virologen und Politiker dauernd ihre Meinung? – Kurzum lautet hier die ernüchternde Antwort: Die Frage ist falsch. Denn wie wir gerade gelernt haben, handelt es sich nicht einfach nur um Meinungen, ein Bauchgefühl, eine Willkür oder die von manchen vermutete Bösartigkeit der Entscheidungsträger*innen. Nein, es handelt sich bei der Bekämpfung der aktuellen Krise um einen fortlaufenden und im Betrieb noch anzupassenden Prozess. Es werden dabei nicht dauernd Meinungen geändert, sondern neue Erfahrungen und Erkenntnisse in Entscheidungsprozesse eingeflochten. In der Frage der Epidemiebekämpfung – vor allem bei unbekannten Faktoren – gibt es eben nicht nur Ja und Nein, Gut und Böse oder Machen und Lassen. Des enthält zwar das Element des Unbekannten und kann verunsichern; aber auch das ist nunmal leider so. Eine Meinung ist noch keine „Politik“ Und damit kommen wir zum Auslöser dieses Textes. Denn ich hätte ihn nicht geschrieben, würden mich nicht die aktuellen Ereignisse in Pirna umtreiben. Wir haben nun schon die ersten zwei „Spaziergänge“ von vornehmlich rechtsgesinnten und rechtsextremen Menschen sowie deren Mitläufer*innen an jeweils einem Mittwoch erlebt. Wir haben auch gesehen, dass am 1. Mai eben jene Akteur*innen unbedingt öffentlich zusammenkommen und somit ihre eigene Gesundheit sowie die ihrer Angehörigen gefährden mussten. Nicht zuletzt gibt es Aufrufe für „Spaziergänge“ an Sonntagen und weiterhin zum Mittwochstermin. Das passiert aus der „Dagegen“-Kultur von braunen und braun-blauen Parteien heraus. Vor allem die rechtsextreme AfD hat das „Dagegen“ zum Programm – sie liefert keine Antworten oder Lösungen, sie schaut einfach immer nur darauf, was gerade gemacht wird und fordert dann das Gegenteil, um sich revolutionär zu geben. Dabei ist diese Dagegen-Meinung keine Politik und alles andere als sicher. Sie dient nur dem Populismus und der Zersetzung der Demokratie. Fazit zum Thema Abschließend möchte ich sagen, dass es in der Corona-Frage keine einfachen Antworten gibt. Wie Sie sehen, ist meine Antwort auf die Ausgangsfrage auch etwas länger ausgefallen. Das liegt daran, dass ich nicht einfach nur „Maulkorb“ schreie, sondern mich um Erklärungen und um Aufklärung bemühe. Auch das ist kein einfacher Weg, nein, das ist die bessere Art von Politik – jene Art, bei der das Wohl des Volkes im Blick behalten und auf nötigen, aber verträglichen Wegen darauf zugesteuert wird, während man alle im Boot über Kurs, Kursänderungen und deren Gründe auf dem Laufenden hält. Keine einfache, aber eine nötige Aufgabe. Und wer sich im Beiboot absetzt, ihm den Namen „Spaziergang“ gibt und damit in trübe, raue Gewässer rudert, dem werfe ich mit diesem Text einen Rettungsring entgegen. #MaskeAuf! Ein Text von Johannes Domke