Der ARD-Fernsehfilm „Ökozid“

Ökozid ist ein Fernsehfilm, der in diesem Jahr von der ARD produziert wurde und eine fiktive Verhandlung vor dem Internationalen Gerichtshof aufzeigt. Im Zentrum der dargestellten Verhandlung sowie des Films an sich steht die Frage, ob Artikel 6 des Internationalen Pakts über bürgerliche und politische Rechte (UN-Konvention) so gedeutet werden kann, dass die Bundesrepublik Deutschland – vor allem die Regierungen Schröder und Merkel – für Folgen des Klimawandels von Staaten der Südhalbkugel verklagt werden könnte. Entsprechend spielt der Film in der Zukunft, genauer im Jahr 2034. Zum Film in der ARD-Mediathek kommen Sie und kommt ihr mit diesem Link.

(Bilderquelle: daserste.de / ARD / rbb / zero one film / Julia Terjung)
Im ARD-Fernsehfilm „Ökozid“ wird die Klimakrise zur Verhandlungssache. 31 Staaten des globalen Südens, in denen das Recht auf Leben aufgrund der Klimakrise bedroht ist, verklagen die Bundesrepublik Deutschland. (Bilderquelle: daserste.de / ARD / rbb / zero one film / Julia Terjung)

Ökozid: Inhalt des ARD-Films

Nach der dritten Sturmflut in Folge wurde der Sitz des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag geräumt. In einem provisorischen Interimsgebäude in Berlin wird die Klimakatastrophe zum Gegenstand eines juristischen Verfahrens. Zwei Anwältinnen vertreten 31 Länder des globalen Südens, die ohne Unterstützung der Weltgemeinschaft dem Untergang geweiht sind“, heißt es unter anderem in der offiziellen Beschreibung des Films an dieser Stelle. 

Im Laufe der fiktiven Verhandlung werden die politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in Deutschland sowie in der EU aufgezeigt. Wie ernst wurden Klimawandel und Verantwortung bei Klimaschutzkonferenzen genommen? Hätten hinsichtlich des Emissionshandels weniger Zugeständnisse an die Industrie gemacht werden dürfen? Inwiefern hätten umweltfreundliche Innovationen in der Automobilindustrie forciert werden müssen? Diese und weitere Fragen werden aufgeworfen.

Die Handlung im Detail sowie auch den Ausgang des Films wollen wir Ihnen und euch an dieser Stelle nicht vorwegnehmen. Auch wollen wir hier keine Meinung zum Film äußern, außer dass er dabei helfen kann ein sich Bild aus den letzten rund 25 Jahren Klimapolitik zusammenzusetzen. Auf jeden Fall aber lässt sich ganz wertungsfrei sagen, dass Ökozid die Dringlichkeit von Klimaschutzmaßnahmen aufzeigt. Und das nicht nur, weil Deutschland sich später nicht für irgendetwas verantworten müssen soll, sondern damit das Recht auf Leben auch dort noch aufrecht erhalten werden kann, wo heute Leben möglich ist.

Nebenhandlungsstränge im Ökozid-Film

Neben der eigentlichen, über mehrere Tage laufenden Verhandlung vor dem nach Berlin verlegten Internationalen Gerichtshof wird den Charakteren durch Nebenhandlungen Tiefe verliehen. So kennen sich nicht nur eine der Anwältinnen der 31 Länder des globalen Südens und der Anwalt der Bundesrepublik. Auch die zweite Anwältin und ein Gegenaktivist kennen sich. Der Gegenaktivist hat die Aufgabe, die Bevölkerung durch polarisierende Berichterstattung sowie gefälschtes Material gegen eine Verurteilung Deutschlands aufzuwiegeln. 

Diese Aufgabe gelingt ihm mit zwielichtigen Kontakten sowie sogenannten Internettrollen, sodass sich schließlich nicht nur online Protest regt, sondern dieser auch auf die Straße gebracht wird. Dass zumindest das keine Fiktion ist, erleben wir ja tagtäglich in Deutschland – aktuell im Bezug auf die Coronavirus-Pandemie und die vielen Verschwörungserzählungen, selbsternannte „Querdenker“ und Rechtsextremisten. So wird neben der politisch-wirtschaftlichen Ebene auch die gesellschaftliche Ebene im Film angesprochen und mit aktuellem Bezug aufgezeigt.

Quellen, Rezensionen und mehr

Artikel 6 der UN-Konvention sagt unter anderem aus, dass jeder Mensch ein angeborenes Recht auf Leben hat. Dieses Recht soll durch Gesetze geschützt werden. Ökozid stellt die Frage, ob dieser Artikel die emissionsstarken Nationen dazu verpflichten könnte, zugunsten der durch die Emissionen benachteiligten Nationen im eigenen Land Einschränkungen vorzunehmen oder im Schadensfall (also bei Fortschreiten der Klimakrise) zur Kasse gebeten zu werden. Den gesamten Text mit allen Artikeln finden Sie und findet ihr mit diesem Link.

Weitere Informationen zu Produktion, Handlung, dem historischen Hintergrund, zur Rezeption in den Medien und dergleichen mehr gibt es im Wikipedia-Artikel zum Film. Zudem gibt es in der Wikipedia einen Artikel zum Internationalen Pakt über bürgerliche und politische Rechte – hier. Dieser wird auch UN-Zivilpakt oder UNO-Pakt II genannt. 

Die Idee zu diesem Beitrag entstand durch den Input mehrerer Mitglieder / Text von Johannes Domke